Series
AMI 2022/23
Wald 2021
Kultur 2021
STRUKTURWANDEL 2021
KRAFT 2019
NEULAND 2016
ICONS 2015
AMI 2022/23
Wald 2021
Kultur 2021
STRUKTURWANDEL 2021
KRAFT 2019
NEULAND 2016
ICONS 2015
Gesellschaftspolitische & Außenpolitische Illustrationen
Die aus der Lausitz stammende Künstlerin stellt in der Installation den vermeintlichen Strukturwandel ihrer Region dar. Renaturierung (Bild links) und optimistische Selbstversorger (BILD rechts) können dabei nicht vom Waldsterben der jahrzehntelang betriebenen Monokultur (Bild mitte) ablenken.
Die aus eigenem Kiefernholz geschnitzten Skulpturen, fein gefasst in Wachs-, Kasein- und Öllasuren, scheinen den Gemälden entkommen zu wollen, hin zur Leitfigur, dem lernenden Kind, welches denken soll ohne zu fragen, wodurch der zukunftsorientierte Strukturwandel nicht absehbar scheint.
KRAFT, stellt Fundsachen ikonenhaft dar, um erneut vom Betrachter des Gemäldes in ähnlicher Intension entdeckt zu werden. Ein schroffer Spachtel trifft auf einen pastosen, altmeisterlichen Farbauftrag, wodurch die Gemälde nicht nur durch ihre Symbolkraft, sondern auch mit sphärischer Tiefe überzeugen.
Mit NEULAND erschafft sankt ruben eine Utopie ihrer täglichen Umgebung. Basierend auf einer, der Meditation entstammenden, Idee Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, transformiert sie europäische Farbtöne in südamerikanische, leuchtende Farben und entnimmt den Gemälden damit ihre Last.
Das Objekt NEUTRUM fungiert als Geburtshort der Serie, indem zu einem Leben erforderliche Grundstoffe wie Milch, Fett, Salz, Lehm, Blut und Honig thematisiert werden.
Die dargestellten NEUMÄNNER INNEN symbolisieren verschiedene Möglichkeiten der Bewegung, handelt es sich bei NEUMANN I um einen zerstreuten Aufbruch in etwas Neues, so begibt sich NEUMANN II auf eine geistige Reise, während NEUMANN III den aggressiven Abschied wählt.
Im NEULAND lehrt uns die Malerin die Umgebung wie eine Reise wahrzunehmen, so kann mit der nötigen Bereitschaft zur Transzendenz statt einem brandenburgischem Kiefernwald, leicht ein französischer Pinienhain locken und ein gefluteter Tagebau den Reiz eines norwegischen Atlantiks entfalten.
Der Umzug aufs Land veränderte auch den künstlerischen Blick auf die Gesellschaft, bzw. änderte sich die die Künstlerin umgebende Gesellschaft. Beschäftigten sankt ruben zu Berliner Zeiten überfüllte, hektische Arbeits- und Freizeitprozesse, so sah sie sich nun mit Sinnsuche, veralteten Rollenbildern und Purismus, konfrontiert. Mit kurzen Prosastücken schiebt st. ruben den Betrachter vorsichtig ins Bild.
ICON I zeigt einen Kopfschmuck für Kühe an einem Hirtenstab. Der Schmuck symbolisiert in Österreich die Dankbarkeit über die unversehrte Rückkehr der Tiere von den Almen. In der neuen Altheimat der Malerin, der NIEDERlausitz, wurde nun dieser Brauch modifiziert zu einem «Ringelpiez» der Rinder um den einzigen Hügel im Umkreis von 50 Kilometern. Es wird also volksfestartig gefeiert, dass es nichts zu feiern gibt und stattdessen verzichtet die traditionsmüde Landbevölkerung lieber auf das wenige Tage später anstehende Erntedankfest, da die umständliche, übelriechende Landwirtschaft den inzwischen biederen, gelangweilten Höfen nicht mehr gerecht werden konnte und die Supermärkte ihren Zweck allemal vernichtend geschmälert hat. Gefeiert muss nun aber werden, also zelebriert eine, sonst nicht für fremde Bräuche so leicht zu begeisternde Gesellschaft, den alpenländischen Almabtrieb und wartet trunken auf ein Zusammengehörigkeitsgefühl, dass sich doch Früher, als man noch zusammen auf den Heuwiesen und Kartoffeläckern schufftete so leicht einstellte. Man trinkt also weiter und irgendwann liegt sich ein jeder dann doch in den Armen, und sei es der Statik wegen…
ICON II ein Selbstportrait der Künstlerin, im zarten Abendkleid mit einer grantigen Fellweste, ganz wie ein anhaftendes Überbleibsel der bäuerlichen Realität, eine Homage an die sie umgebenen Landfrauen und irgendwie auch an deren Männer..
Was manchem brandenburgischen Landmann zur vorletzten Jahrhundertwende das Herrenzimmer, in den 60gern der Stammtisch und in den 90gern der Flipperautomat war, wurde ihm mit der letzten Wende des Jahrhunderts der Heizraum. Ein spartanisch, kurz durchgefegter kleiner Raum mit Kelleratmosphäre, möglichst wenig Tageslicht, einem Vorrat an leeren Flaschen und den kunstlederbespannten gut abwischbaren Kneipenstühlen aus dem, nun auch dort aussortiertem, Stuhlbestand des Gemeindehauses. Betritt Mann diesen Raum pünktlich zum Freitagsfeierabend, so gegen 15 Uhr, erscheint es kaum vorstellbar die kommenden 8 Stunden in selbigem zu verbringen, doch berührt der erste Kronkorken klirrend den Fliesenfußboden um gleich darauf hinter den Wasserrohren des 1000-Liter-Pufferspeichers zu verschwinden und verströmt der Kohleanzünder seinen anheimelnden Petroleumgeruch gleich einer Öltank-aromatisierten Hohen-Tatra-Baude, erklingt das monotone Gebläse des Holzvergaserlüfters und verkündet das Bollern der ersten Flammen den Start der Sitzpartyrakete, so ist das erste Bier schon geleert und das zweite kurzhosige Bein am Kunstleder verhaftet, dann klopft es drei- viermal an der Tür, ein Abbruch, ein pünktliches Abendessen gar oder ein familiärer Spieleabend nunmehr undenkbar.
Wir befinden uns also im Herz der maskulinen Schaltzentrale, hier werden livetickerartig Aktionsbierpreise verglichen, Ländereien verkauft, Kinder verheiratet, Erbschaften versprochen, Wälder gerodet und Frauen, Frauen belächelt, geschickt, geduldet, verflucht, nicht zuletzt, weil in einem Heizraum auch oft eine Werkstatt integriert ist, in der Frauen ja nun garnichts verloren, bzw. zu finden haben. Sie haben aber etwas und zwar sich fernzuhalten vom Ofen, der Werkstatt, den Biervorräten, immerhin gabs doch beim letzten Samstagseinkauf erst eine Flasche süßen Perlwein, und fern von allem was einen stressfreien Absturz garantiert. Die Gefahr allein sie könnten ein geplantes Vorhaben erwähnen reicht, sie völlig außen vor zu lassen.
Aber was bleibt, Mann gönnt ihnen den Samstagseinkauf, nach dem Frühstück werden die leeren Kästen vom Vorabend ins Auto geladen, die zusammenklappbaren Plastikkisten lautstark entfaltet, die Einkaufszettel kurz um die Süßigkeitenwünsche der Kinder erweitert um nun schon unter der sich anbahnenden Ungeduld des Herren auf den Beifahrersitz zu springen. In Erwartung mehr als nur den Einkauf miteinander zu verbringen stellt sie schnell die Frage nach dem gewünschten Mittagessen, der Holde antwortet, von der kaufenden Menge sichtlich gestresst, gestresster als sie natürlich, mürrisch. Die Antwort lässt erahnen, dass er dem Mittagessen beiwohnen wird, nun greift sie wacker nach dem zweiten Teil der Miete und erinnert ihn fragend an das, doch letzte Woche schon verschobene, verschneiden der Obstbäume, das aufzufüllende Öl in ihrem Auto und den platten Reifen am Rad des Kindes, welches sicher gern bei der Reparatur helfen würde. Schweigen.
Er trägt die Einkäufe hinein und nimmt im Anschluß direkten Kurs auf den ersehnten Zufluchtsort, muß heizen angeblich. Der nun an ein Raucherabteil der ehemaligen Reichsbahn erinnernde Panicroom verströmt erleichternde Stille in seiner Abgeschiedenheit.
Sie, sortiert die Einkäufe in die Regale, kocht dabei das Essen, denn Punkt 12 sollte der Tisch wie im Rest des Dorfes vollständig gedeckt sein, das war wichtig, denn es gab sonst kaum etwas worauf Verlass war, die Baustelle dauert meist dreimal solang, denn der Handwerker vergaß bei der Planung das Dutzend Kunden, das schon länger wartete, sollte Holz gemacht werden und waren Traktoren, Rückezüge, Bockwürste und Helfer bestellt, schaute kurzfristig ein Orkantief vorbei, sollten die Kinder zur Oma, weil die Lieblingskapelle der 90ger ihr Abschiedsdebut gab, hatte diese garantiert ihr lang schon geplantes Chorkonzert, ein Geburtstagsgeschenk ihrer besten Freundin vergessen und Opa, nein Opa doch nicht. Kurz um, Mittag gibt es und gab es schon immer um 12.
Die Familie isst, die Kinder verbrauchen im Anschluß ihre Medienzeit für die gesamte restliche Woche, er, achja, der Nachbar hatte angerufen, will sich seinen leeren Kasten von gestern abend abholen.
Sie räumt den Tisch ab, gießt sich ein Glas von dem frisch mitgebrachten Perlwein ein und schnappt sich den Werkstattschlüssel.